Wenn es darum geht, den Missbrauch von Werkverträgen zu stoppen, sind Betriebsräte gefragt. In Seminaren der IG Metall machen sie sich dafür fit. Michael Nissen, seit 16 Jahren Mitglied im Betriebsrat der Flensburger Schiffbau Gesellschaft, war bei solch einem Seminar dabei. Im Interview berichtet er über den Einsatz von Werkverträgen in seinem Betrieb.
© IG Metall
Michael Nissen
Wenn der Arbeitgeber Werkvertragsfirmen reinholt, macht er es, weil sie im Vergleich zu uns günstiger sind. Gespart wird dann meist an den Gehältern der Werkvertragsbeschäftigten.
Michael Nissen, Betriebsrat, Flensburger Schiffbau Gesellschaft
Die Arbeitszeiten sind fast identisch. Es gibt aber Bereiche, wo sie auch länger arbeiten. Problematisch ist die Sache, weil Werkverträge oft zu Problemen im täglichen Arbeitsablauf führen. Etwa, weil wir keine Weisungsbefugnis haben. Da kommt es oft zu Missverständnissen. Häufig kennen die Leute nicht die Gegebenheiten vor Ort. Sie brauchen dann erst einmal eine Woche, bis sie sich auskennen: Um zu wissen, wo sie was finden und wo was hingehört. Da geht auf jeden Fall viel Zeit verloren. Wir hätten diese Arbeitsplätze natürlich gerne fest im Unternehmen.
Definitiv. Ein Teil der Schweißerei ist schon ausgegliedert worden. Das sind jetzt vor allem polnische Kollegen und die verdienen wesentlich weniger als die Stammbeschäftigten.
Meistens können wir es genauso gut. Ab und zu sind die Kollegen aber auch ganz froh, dass sie eine Tätigkeit nicht mehr machen müssen. Das war etwa so, als die Untergruppenschweißerei fremdvergeben wurde. Da läuft alles in gebückter Haltung, die Arbeit geht enorm auf Rücken und Knochen. Allerdings wurden bei der Fremdvergabe keine Leute freigesetzt. Die Betroffenen sind innerbetrieblich umgesetzt worden und blieben im Unternehmen.
Ich bin seit 35 Jahren im Unternehmen, und seit 35 Jahren haben wir Werkverträge. Im Schiffbau gibt es immer Sachen, die wir nicht können. Die Konservierung des Schiffes zum Beispiel. Wenn der Schiffskörper fertig ist, muss er mit Antifouling-Farbe bestrichen werden, dass er, wenn er im Wasser liegt, nicht rottet. Das gehört nicht zu unserem Feld, sowas wurde schon immer ausgelagert. In letzter Zeit wurde etwas mehr fremdvergeben, weil wir Auftragsspitzen haben.
Ja, die Termine sind immer enger geworden, so dass sich der Zeitdruck für uns erhöht hat. Für mein Empfinden haben wir eine Teilkompetenz ausgelagert. Zum Beispiel lassen wir unsere Deckshäuser komplett in Polen bauen. In erster Linie geht es darum, dass wir unsere Aufträge termingerecht abliefern. Wenn der Arbeitgeber Werkvertragsfirmen reinholt, macht er es, weil sie im Vergleich zu uns günstiger sind.
Wir haben eine Reihe von Tools bekommen, um etwa festzustellen, wann es sich um Werkverträge handelt und wann nicht. Die werden wir nun in der Praxis anwenden und sehen, wie handhabbar sie sind. Ansonsten habe ich viele Hintergründe zum Thema erfahren, ich musste schon oft schlucken, weil mir nicht klar war, wie groß die Dimensionen sind.
Alles, was Betriebsräte und Vertrauensleute für ihre Arbeit vor Ort brauchen...